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Kein Platz für Nazis

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WÜRDIGES GEDENKEN

In Regensburg gibt es viele Orte und Namen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Für die vielen Opfer einer rassistischen Ideologie muss es ein würdiges Gedenken geben. In beispielhafter Weise geschieht das in unserer Stadt durch die „Stolpersteine” des Künstlers Gunter Demnig - fast 100 wurden bereits in der Altstadt verlegt und erinnern die RegensburgerInnen tagtäglich an die Schicksale jüdischer MitbürgerInnen.

Gedenkorte

Arnulfsplatz
Colosseum, Stadtamhof
Dachauplatz
Neupfarrplatz
"Neupfarrplatz-Gruppe"
Velodrom
weitere Gedenkstätten

Außerdem gibt es Denkmäler, Gedenktafeln und Straßennamen mit Bezug zu Gebäuden, Ereignissen oder Menschen aus der Zeit zwischen 1933 und 1945.
Siehe auch die nebenstehende Auflistung, die sicher nicht vollständig und noch korrekturbedürftig ist: darum kümmert sich in Regensburg aktuell eine Projektgruppe des Bündnisses „Kein Platz für Nazis” mit der Zielsetzung, ein eigenes NS-Dokumentationszentrum zu schaffen.
Historiker, Interessensverbände (zum Beispiel DGB oder VVN) und Privatpersonen arbeiten hier sehr engagiert zusammen.

Die Sozialen Initiativen engagieren sich seit fast 40 Jahren für die Interessen von Personengruppen, von denen einige im Nationalsozialismus Verfolgung und Tod erleiden mussten: Psychisch Kranke, Obdachlose oder Flüchtlinge. Einige Mitgliedsorganisationen des Dachverbandes haben sich inzwischen aus eigener Betroffenheit damit auseinandergesetzt:

Die Mitgliedsgruppe Irren ist menschlich e.V. fragt nach den fast 1000 ermordeten psychisch kranken Menschen im ehemaligen Nervenkrankenhaus Karthaus-Prüll.

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Hans Eholzer von "Irren ist menschlich" hat folgenden Text zu "Sterilisation und Euthanasie im Nationalsozialismus in Regensburg" verfaßt:
In Regensburg wurden bis 1934 von etwa 700 Patienten in der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll "nur" 60 Menschen sterilisiert. Für Männer wurde 1934 ein eigener OP-Raum eingerichtet, Frauen wurden im Evangelischen Krankenhaus zwangssterilisiert. Von 1934 bis 1939 sterilisierte man in Karthaus 350 Männer und 222 Frauen im Alter von 15-49 Jahren.

Anfang 1940 kam eine Abordnung von Medizinern vom Reichsgesundheitsausschuß Berlin zur Beurteilung der "Meldebögen" nach Karthaus. Sie erstellten eine Liste und noch im selben Jahr erfolgten Sammeltransporte mit der Bahn - die Patienten waren in Waggons eingepfercht - über die Pflegeanstalt Niedernhart in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz. 1941/42 wurden hier 18 269 psychisch kranke Menschen ermordet, mindestens 641 von ihnen kamen aus Karthaus.

Fakten:
Das sogenannte "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" wurde am 14. Juli 1933 verabschiedet. Es schreibt die zwangsweise Sterilisation vor. Der Entwurf stammt aus der Weimarer Republik, wurde abervon den Nazis abgeändert.
Dieses Gesetz wurde zum Beispiel bei Schizophrenie, manisch-depressiver Erkrankung, chronischem Alkoholkonsum sowie Kleinwuchs und verschiedenen leichten Mißbildungen "vollstreckt". In Berlin wurde eine geheime Behörde zur Massentötung eingerichtet.
Bereits im Oktober 1939 war die Ermordung von 70 000 Kranken und Behinderten geplant: Das Reichsinnenministerium versandte 1940 sogenannte Meldebögen an die Pflegeanstalten. Darin wurde zum Beispiel gefragt, wer "keine sinnvolle Arbeit" leisten kann oder "nichtdeutschen Blutes" war. Bei über 280 000 ausgefüllten Bögen wurden 70 000 mit dem todbringenden Kreuz zurückgeschickt. Im August 1941 hielt Bischof Galen in Münster seine berühmte Predigt gegen das Unrecht an psychischen Kranken. Ihn selbst wagten die Nazis nicht anzugreifen, aber 40 seiner Priester kamen in Konzentrationslager, zehn von ihnen mußten das mit ihrem Leben büßen.

Siehe zum Thema auch den Artikel von Dr. H. Halter im DONAUSTRUDL-Themenheft vom Juli 2000 und die Veröffentlichung (31. 7. 2000) von Dr. Clemens Cording über die Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll:
"Das Buch von Dr. med. Clemens Cording, dem Stellvertretenden Ärztlichen Direktor des heutigen Bezirksklinikums Regensburg, gibt zunächst einen komprimierten Überblick über die nationalsozialistischen Aktionen gegen die psychisch Kranken in Deutschland, verweist auf die komplexen historischen Wurzeln der NS-Psychiatriepolitik und zeigt, daß Ideologie und Praxis der "Eugenik" nicht nur inhuman und unethisch, sondern auch sinnlos und töricht waren. Ausgehend von der historischen Erfahrung in Deutschland (ergänzt durch Hinweise auf andere Länder), werden die heutige "Euthanasie"-Debatte und die in den Niederlanden praktizierten Krankentötungen problematisiert. Den ausführlichen zweiten Abschnitt bildet eine detaillierte historische Fallstudie: die Geschichte der Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll von 1933 bis 1945.
Hier wird exemplarisch deutlich, wie sich die NS-Psychiatriepolitik im Anstaltsalltag für Patienten und Mitarbeiter konkret ausgewirkt hat und wie die seit dem I. Weltkrieg unter dem Reformpsychiater Karl Eisen aufgebaute, vorbildlich human und therapeutisch orientierte Regensburger Psychiatrie im Nationalsozialismus demontiert wurde. Während Eisen mit bemerkenswert weitsichtigen Reden und Eingaben gegen diese Demontage protestierte und sie damit wohl immerhin verlangsamen konnte, war sein Nachfolger ein überzeugter Nationalsozialist, in dessen Amtszeit die ehemals mustergültigen therapeutischen Strukturen der Klinik zerstört und viele Hundert Patienten im Rahmen der sog. "Aktion T4" und durch Verknappung lebensnotwendiger Ressourcen ermordet wurden. Die einzigartige Regensburger Computerdatei mit detaillierten Angaben über alle zwischen 1852 und 1951 in Karthaus-Prüll behandelten Patienten hat über die Aktenauswertungen und Zeugenbefragungen hinaus statistische Analysen der verschiedenen Opfergruppen in bezug auf die jeweilige Grundgesamtheit möglich gemacht, die es sonst in der einschlägigen Literatur nicht gibt und die neue Erkenntnisse beispielsweise über die faktischen Selektionskriterien im Nationalsozialismus erbracht haben.
Anhand der sorgfältigen Analyse des umfangreichen Regensburger Dokumenten- und Datenmaterials wird gezeigt, daß es den Nationalsozialisten bei ihrem Massenmord an psychisch Kranken letztlich nicht um Sparmaßnahmen ging, wie die Propaganda glauben machen wollte, sondern um rein ideologisch motivierte, irrationale Ziele. Eigene Abschnitte sind den jüdischen Patienten, den KZ-Häftlingen und den NS-Zwangsarbeitern in Karthaus-Prüll gewidmet. In seinem Geleitwort betont der Historiker Prof. Dr. Dirk Blasius, daß das Buch die Erklärungskraft historischer Fallstudien unterstreicht."
(Kurzbeschreibung bei Amazon, wo das Buch auch bestellt werden kann!)


Die soziale Straßenzeitung DONAUSTRUDL hat im April 2000 ein Themenheft „Braunes Regensburg 1933-1945” herausgegeben und vom DONAUSTRUDL-Layouter sowie City-Guide-Stadtführer Rainer Fürst stammt eine gleichlautende Stadtführung.

 

Der Dachverband selbst erinnert in einem eigenen Beitrag „Jüdische Synagoge” daran, dass zu seinen Gründungsmitgliedern 1974 auch dieGesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gehörte und wie eng über all die Jahre mit den - inzwischen leider verstorbenen - Vorständen der Jüdischen Gemeinde Hans Rosengold und Otto Schwert zusammengearbeitet wurde: Beide prägten die Stadtgesellschaft in ganz besonderer Weise hin zu mehr Toleranz.

Ebenso fragen die Sozialen Initiativen an ihren Regensburger „Auftrittsorten” nach Ereignissen aus der NS-Vergangenheit, zur Erinnerung daran, was nicht vergessen werden darf, damit es nie mehr passiert:

Was geschah zum Bespiel an den „sozialen” Bürgerfestschauplätzen Arnulfs- oder Neupfarrplatz in der Zeit von 1933-1945?
oder an „Kein-Platz-für Nazis”-Demonstrationsorten wie Dachauplatz oder Stadtamhof?

Die Sozialen Initiativen freuen sich über Anregungen bzw. weitere Initiativen und unterstützen Schulklassen und Jugendgruppen gerne bei selbstgewählten Projekten mit ähnlichen Fragestellungen.

Die folgenden Seiten sind gerade im Aufbau und thematisch noch unvollständig.

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